Joan Mirós hochgeschätzte Arbeit in der Welt der Plakatkunst kann als Konsequenz seiner Rebellion gegen erlebte politische, soziale und kulturelle Missstände verstanden werden, entspringt aber ebenso seinem Verantwortungsgefühl als Bürger, von dem seiner Meinung nach Künstler besonders geleitet sein sollten.“ (1)
Joan Miró hat stets gern experimentiert, nach neuen kreativen Wegen gesucht und sich umfangreich der grafischen Kunst und seriellen Arbeit gewidmet. Er wollte mit seinen Werken und Kreationen die grösstmögliche Anzahl von Menschen erreichen. Diese Offenheit war der beste Weg, seine Kunst zu demokratisieren.
Zu diesem Zweck setzte der Künstler das Pochoir-Verfahren, die Gravur und die Lithografie-Technik ein, die wiederholte und hohe Auflagen erlauben und ihm gleichzeitig ermöglichten, sein begeistertes Interesse an der Teamarbeit mit geschätzten Menschen und Handwerkern auszuleben.
Um 1925 lernte Miró in Paris den Dichter- und Schriftstellerkreis um André Masson kennen. Das Ergebnis der freunschaftlichen Beziehungen waren mehrere Illustrationen in Büchern von Autoren wie Paul Eluard, J. V. Foix, Tristan Tzara u.v.a.
In Paris arbeitete er mit Graveuren und Lithographen wie Lacourière, dem Atelier Cromerlink et Doutrou und dem Graveur Fernand Mourlot zusammen, in New York im Team mit dem Atelier 17 von William Hayter, in Barcelona mit dem Atelier 46 von Joan Barbarà, dem Atelier Poligrafa oder mit Damià Caus bei Litografías Artísticas.
Der Beginn von Mirós Plakatarbeiten wird auf 1919 datiert, als er das Projekt der Literaturzeitschrift l’Instant bekannt machen wollte, die aber letztendlich nicht gedruckt wurde. 1937 entstand das Modell des Siegels Aidez l’Espagne zur Unterstützung der republikanischen Seite im spanischen Bürgerkrieg, das in der Ausgabe 4-5 der Zeitschrift Cahiers d’art veröffentlicht wurde.
In den 1960er Jahre begann seine intensivste Schaffensphase mit der Lithographie-Technik. Neben der Produktion von nummerierten Drucken und Plakaten für eigene Ausstellungen, reagierte Miró engagiert auf Anfragen von Verbänden und Organisationen und unterstützte auf uneigennützige Weise zahlreiche humanistische, kulturelle, politische und soziale Anliegen der damaligen Zeit. Aus eigener Initiative machte er die Arbeit grosser Künstler wie Josep Llorenç Artigas, Josep Lluís Sert, Joan Brossa, u.v.a. bekannt.
Rosa Maria Malet und Agustí Alcoberro fanden folgende Worte: „Joan Mirós hochgeschätzte Arbeit in der Welt der Plakatkunst kann als Konsequenz seiner Rebellion gegen erlebte politische, soziale und kulturelle Missstände verstanden werden, entspringt aber ebenso seinem Verantwortungsgefühl als Bürger, von dem seiner Meinung nach Künstler besonders geleitet sein sollten.“.(1)
Ein gutes Beispiel für Joan Mirós Grosszügigkeit ist seine Arbeit aus dem Jahr 1978 für die Obra Cultural Balear: er schuf nicht nur das Motiv für das Plakat, sondern vereinbarte auch eine Anzahl von Exemplaren avant la lettre, die verkauft wurden, um die gesamte Edition zu finanzieren und Spenden für den Verein oder seine Sache zu sammeln.
In den 1960er und 1970er Jahren kreierte Joan Miró mehr als hundertfünfzig Plakate, die in unschätzbar hohen Auflagen vervielfältigt wurden, Tausende davon waren nummeriert und signiert.
Die Sammlung „Joan Miró. Engagement und universelle Grosszügigkeit, wird ausgestellt im Stadtmuseum in der Kartause von Valldemossa, umfasst mehr als 50 Plakate, einige Druckplatten, die den Herstellungsprozess eines Plakats veranschaulichen, sowie eine Reihe von Avant-la-lettre-Proben, die dem Lithographen und Mitarbeiter Damià Caus gewidmet sind. Dieser gründete das Atelier Litografías Artísticas de Barcelona und wurde von Miró persönlich zum Mitglied des Patronats der Fundació Pilar i Joan Miró auf Mallorca ernannt, die 1978 gegründet wurde.
Die Ausstellung dokumentiert die Korrespondenz zwischen Joan Miró und dem mallorquinischen Maler, Kunstkritiker und Essayisten Bartomeu Lluís Ferrà Juan (Palma, 1893-1946). Die beiden setzten nach dem gemeinsamen Studium an der Academia Galí in Barcelona ihre Beziehung fort.
Die erste der fünf Sektionen dieser Ausstellung zeigt Werke und Plakate, die Mirós Verbindung und Unterstützung der Kunst- und Kulturszene von Mallorca bestätigen. Er schuf sie für Ausstellungen in den Galerien Pelaires und 4 Gats, für den Fomento de Turismo de Mallorca oder die Retrospektive von 1978 in der alten Seehandelsbörse La Llotja.
Die Plakate der zweiten Sektion definieren Mirós politisches Engagement für Katalonien und den Anspruch auf dessen eigene Sprache. Dazu gehören Arbeiten für den Congrés de Cultura Catalana von 1977, das Plakat und Avant-la-lettre der Obra Cultural Balear von 1978 und das Plakat Schriftsteller in katalanischer Sprache von 1981.
In der dritten Sektion zeigen die Plakate seine Unterstützung internationaler Vereinigungen wie Amnesty International (1976) oder begünstigen Kultur- und Sportgrössen wie die Merce Cunningham Dance Company für ihre erste Tournee, John Cage, die Gruppe La Claca für das Marionettenstück Mori el Merma oder den FC Barcelona.
In der vierten Sektion befinden sich die aus Grosszügigkeit gestalteten Plakate für Veranstaltungen mit Dichtern, Künstlern, Mitarbeitern und Freunden wie J. V. Foix, Joan Brossa, Josep Llorenç Artigas, Josep Lluís Sert u.v.a.
Schliesslich gehört auch eine ganze Sektion von Plakaten für eigene Ausstellungen dazu, unter anderem das “Camí Compartit – Gemeinsamer Weg” (Miró-Maegth) von 1975 in der Sala Gaspar in Barcelona und andere aus dem nationalen oder internationalen Bereich.
(1) Malet, Rosa Maria und Alcoberro, Agustí (2011). Miró Cartells d’un temps d’un pais. Stiftung Joan Miró Barcelona. Museum der Geschichte von Katalonien.